Februar 11, 2024

Mindset „schenken“

Ein philosophischer Gedanke zum „Schenken“

Björn Meyer über das Schenken und die Aussage „Die Kinder kriegen heute doch viel zu viel, …“ – ist das so? Ich habe keine Ahnung! Wie viel benötigen Kinder, um den aktuellen Herausforderungen der Welt entgegentreten zu können? Welche Kinder betrifft so eine pauschale Aussage, …?

Und wie ich nun mal bin, habe ich die letzte Nacht darüber nachgedacht, mich reflektiert, und gefragt: Bekommen die Kinder heute zu viel? Bekommen die Kinder heute „alles in den Arsch geschoben“? Mach ich was falsch, wie viel darf man einem Kind schenken, was sollte man schenken, oder sollte man überhaupt schenken?

Wie häufig schenkt man eigentlich? Darf man etwas vermeintlich Nutzloses schenken, oder sollte man besser gar nicht schenken? Warum schenkt man überhaupt, wann schenkt man zuviel? Wie geht man mit dem Geschenk um? Was ist objektiv ein sinnvolles Geschenk oder ein unnötiges Geschenk?

Darf man einfach nur schenken um Freude zu erzeugen, oder ist das „in den Arsch schieben?“ Darf Schenken beiden Personen Freude machen, oder freut sich immer nur einer? Ist Schenken das gleiche wie spenden für einen guten Zweck? Wie schlimm ist es, wenn zu viel geschenkt wird? Ist nehmen leichter als geben? Wenn man ein Kind beschenkt, beschenkt man dann nicht idealerweise 3 Personen gleichzeitig? 1-mal das Kind, 1-mal die Eltern, und 1-mal den Schenkenden, vorausgesetzt das Geschenk kommt von Herzen? Schenken, bzw. zeigen wir nicht auch immer Gefühle beim Schenken? Wann schenkt Mann oder Frau? Muss man erst schenken, wenn offensichtlich Elend da ist, oder wenn die Not zu groß ist? Ist es Vorsororge, oder Fürsorge? Wie groß ist der Unterschied zwischen Schenken und Spenden? Kann man überhaupt beurteilen wann zu viel geschenkt wird?

Ja, häufig ist viel Kram da. Aber ist es Schrott oder passt es einfach nicht mehr zum Alter, zur Größe, zur Person oder zur Lebensphase?

Wie sieht es in den Schränken aus und wie viel gehört der Person, dem Kind, dem Bewohner überhaupt? Wie sieht es aus, wenn viele Personen/Kinder auf kleinem Raum leben? Können 3 Kinder auf z.B. 15m² überhaupt viel haben oder lassen? Braucht jedes Kind ein eigenes Zimmer, um sich gut entwickeln zu können? Wenn ja, wann sollten die Eltern, oder die Familie umziehen, um die Zimmer bereit zu stellen,…? Werden Kinder bessere Menschen, wenn man sie nicht teilhaben lässt an den Dingen der Zeit, weil unser Gesellschaft vermeintlich so viel hat, oder es nicht selbst verdient ist? Leben Kinder nicht nur im Besitz (Überfluss oder Mangel) der Familien, den Eltern, der Verwandten, formell gesehen haben sie nichts?

Eigentlich sind die Kinder doch auf Biegen und Brechen den Erwachsenen ausgeliefert und darauf angewiesen, dass diese es gut mit ihnen meinen, … oder? Aber wie zeigt sich das? Möglicherweise in Handlungen wie Zeit, Gesellschaft, Liebe, Freude,… geben/schenken?

Egal ob als Ausdruck von Liebe, Zuneigung, Zeit oder Versorgungsgütern, Schenken ist immer freiwillig. Ist es nicht so, ist es einfach ein unausgesprochenes Geschäft. Ist schenken nicht auch ein Ausdruck von Wertschätzung und gesehen werden? Von Freude machen und von Freude zeigen? Ist das Motto „nicht geschimpft ist schon Lob genug“ ein Geschenk? Oder ist die Aussage „weniger ist gleich mehr“ immer ein Geschenk?

Wir Erwachsenen kaufen etwas, wenn wir es benötigen. Jederzeit. Das können die Kinder sicherlich nicht, sie müssen warten auf, …?

Wie können wir als Gesellschaft, als Eltern, als Familie erwarten, dass unser Kinder fit für die Zukunft werden, wenn wir sie nicht ihren Fähigkeiten entsprechend an alle möglichen Themen heranführen, so dass sie durch Ausprobieren lernen können. Klar viel Erfahrung kostet häufig viel Investment. Manche Eltern und Familien haben das sicherlich gut im Griff. Sie schenken und fördern, und verkaufen dann regelmäßig die Dinge wieder, die nicht mehr gebraucht werden. Na, da bin ich leider nicht so gut drin.

Resümee:

Aus meiner Sicht heißt Schenken unterstützen, fördern, beachten, kümmern, einfach Fürsorge. Oftmals wird das mit einem materiellen Gegenstand ausgedrückt, weil es eben schneller geht, man dann fertig ist und keine persönliche Zeit investieren muss. Natürlich ist das Nichtschenken noch zeitsparender. Aber auch nur seine Zeit und Unterstützung zu verschenken ist toll, payback ist Freude in den Augen. Also einfach was zusammen machen, einen Spaziergang, eine Fahrradtour, einen Ausflug, eine Stunde basteln, macht Menschen, und insbesondere Kinder, extrem glücklich. Geringes Investment mit viel Spaß und Liebe. Na ja, zugegeben mit etwas Geld machen viele Freizeitaktivitäten für alle mehr Spaß.

Ich denke, Schenken ist idealerweise ein bewusster Prozess von geben und nehmen. Ein Prozess, der Energien und Harmonien austauscht und uns gegenseitig stärkt. Ein Ausdruck der Verbundenheit, der Verbindung und der Erneuerung von Beziehung. Es kann auch einfach ein Gespräch sein, oder eine helfende Hand.

Auch Dinge des täglichen Lebens drücken diesen Gedanken aus (neue Socken, neue Turnschuhe, neue Pullover, neue Jacke, …). Gerade bei Kindern die wachsen und sich entwickeln wollen, sind natürlich auch Erfahrungen sehr wertvoll, wie z.B der Besuch eines Handballspiels, eines Theaters, eines Konzertes, eines Kinos oder einfach nur schön essen gehen ist etwas Besonderes.

Zum Einen weil man der Person damit den Horizont erweitert, zum anderen weil man mit dem Kind, der Person zusammen Zeit verbringt und damit Zeit schenkt. Man schafft einen Raum, in dem man sich zusammen ganz anders wahrnimmt. Ebenso schafft es auch Raum für das Gedeihen von Wertschätzung, von Liebe, von Achtung und von Wahrnehmung. Nicht zu verwechseln, dass das Schenken, keine erzieherische Maßnahme ist, da wir sonst wieder beim Geschäft wären.

An Tagen wie Geburtstag und Weihnachten kommt natürlich viel zusammen. Aber auf der anderen Seite ist es die Gelegenheit, auch Dinge zu schenken, die man übers Jahr nie kaufen würde, weil sie zu besonders oder wertvoll sind. Wann schenkt man schon mal eine Kette, einen Ring, einen Urlaub, …

Und wenn man das Glück hat wie wir, noch eine große Familie zu haben, kommen natürlich auch ein paar mehr Sachen zusammen. Auch viel mehr Liebe, Freude und ein energetisches WIR, auch wenn das wieder andere Herausforderungen schafft. Doch gemeinsam sind wir einfach leistungsfähiger. Das würde ich nicht negativ deuten, eher als Chance, durch Koordination und Gespräch die Menschen/Personen/Kinder für die Zukunft fit zu machen. Ihre Zukunft ist auch unser Zukunft.

Bei meinen Kindern kann ich aktuel nur sagen, sie beschweren sich nie, betteln nie, auch wenn die Hosen zu kurz werden und die Socken Löcher haben. Denoch haben sie Wünsche an das Leben und wollen sich ausprobieren. Aus den Kindern was zu machen, ist letztendlich die Aufgabe der Eltern, der Familie, der Menschen, der Gesellschaft, … Das klappt zusammen einfach besser. Zudem ist der Ausdruck und das Gefühl „gesehen zu werden“ sicherlich für fast Jeden sehr schön und erfüllend, auch wenn das Gefühl nur durch ein Geschenk oder eine Ansprache ausgelöst wird.

Letztendlich muss das jeder für Sich entscheiden, in wieweit er direkt schenken, helfen, unterstützen oder fördern möchte, da das eine sehr persönliche Frage ist.

In diesem Sinne wünsche ich Euch und Euren Kindern, sich mit Freude reich zu beschenkt.

Euer Björn Meyer